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DFB-Pokal|19.08.2024|08:30

Stahl: "Sensation? An 99 von 100 Tagen nicht"

Stahl: "Wir dürfen zu keinem Zeitpunkt über den möglichen Spielverlauf nachdenken"[Foto: Imago Images]

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Für die TuS Koblenz aus der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar steht heute (ab 18 Uhr, live bei Sky ) mit dem Gastspiel des Bundesligisten VfL Wolfsburg in der ersten DFB-Pokalrunde  bereits ein Saisonhöhepunkt im traditionsreichen Stadion Oberwerth auf dem Programm. Trainer der Koblenzer ist Michael Stahl, der 2010 mit seinem "Tor des Jahres" im DFB-Pokal gegen Hertha BSC bundesweit für Aufmerksamkeit sorgte. Im DFB.de -Interview spricht der 36 Jahre alte A-Lizenz-Inhaber über sein Traumtor aus exakt 61,5 Metern und die Vorfreude auf das Pokalduell mit den "Wölfen".

DFB.de:  Die TuS Koblenz bekam im DFB-Pokal den Bundesligisten VfL Wolfsburg zugelost. Wie bereiten Sie Ihr Team auf dieses Highlight vor, Herr Stahl?

Michael Stahl: Wenn man in besonderen Spielen eine besondere Leistung bringen will, dann sollte man sich auf die einfachen Dinge konzentrieren. Wenn ich eine Sache in meiner langen Karriere gelernt habe: Besondere Dinge geschehen auf natürliche Art und Weise - und nicht, weil man sich das erhofft oder erträumt hat.

DFB.de: Überwiegt die Anspannung oder die Vorfreude auf die Partie gegen die "Wölfe"?

"Besondere Dinge geschehen auf natürliche Art und Weise - und nicht, weil man sich das erhofft oder erträumt"

Stahl: Für die meisten Spieler in meinem Team ist es der erste Einsatz überhaupt im DFB-Pokal. Die Jungs freuen sich auf dieses Spiel. Aber je näher der Zeitpunkt kommt, die Startelfaufstellung bekannt ist und das Stadion voll wird, umso mehr wird die Vorfreude in Anspannung umschlagen.

DFB.de: Der VfL Wolfsburg wird von Ralph Hasenhüttl trainiert, dessen Karriere einst beim VfR Aalen Fahrt aufnahm. Sie haben auch beim VfR gespielt, konnten sich unter Weltmeister Jürgen Kohler aber nicht durchsetzen. Was haben Sie dennoch für Ihre spätere Trainerlaufbahn mitgenommen?

Stahl: Ich hatte relativ schnell gemerkt, dass ich nicht der Spielertyp bin, auf den Jürgen Kohler steht. Es hat zwischen uns einfach nicht gepasst, was im Fußball öfter vorkommt. Er stellte mich nicht auf, obwohl ich im Training immer alles gegeben hatte. Diese Erfahrung gebe ich meinem Team weiter. Ich habe jetzt auch mehr als 20 Spieler im Kader. Aber gegen den VfL Wolfsburg können nur elf Jungs in der Startelf stehen. Es gibt nie eine Garantie dafür, dass du von einem Trainer berücksichtigt wirst - selbst bei vollem Einsatz. Deshalb sind diese negativen Erlebnisse total wichtig.

DFB.de: Im Gegensatz zu Ihren Spielern haben Sie bereits jede Menge Erfahrung im DFB-Pokal gesammelt, erzielten 2010 beim sensationellen 2:1 gegen Hertha BSC sogar das "Tor des Jahres". Wie oft werden Sie in der Stadt noch darauf angesprochen, und welche Erinnerungen haben Sie daran?

Stahl: Dieses Tor aus 61,5 Metern ist einfach ein Teil von mir geworden. Ich habe immer das Gefühl, dass damals mehr als 50.000 Menschen im Stadion gewesen sein müssen, so oft werde ich darauf angesprochen. Wir sind nur Fußballer und am Ende geht es auch darum, mit dem, was wir tun, den Leuten eine schöne Erinnerung ins Gedächtnis zu zaubern. Das hat in diesem Fall definitiv funktioniert.

DFB.de: Wie sehr genießen Sie die Fragen? Oder nervt es Sie mittlerweile?

Stahl: Wenn die Leute mich mit einem Grinsen im Gesicht darauf ansprechen und mir sagen, dass sie selbst dabei waren, dann freue ich mich darüber. Ich habe den Ball damals einfach nur weggedroschen und plötzlich war das Ding drin. Es ist eine schöne Anekdote, für die man sich wahrlich nicht schämen muss.

DFB.de: Sie haben das Ende Ihrer aktiven Laufbahn bereits bekanntgegeben, werden bei der TuS aber offiziell immer noch als Spielertrainer geführt. Kann es sein, dass Sie gegen die "Wölfe" ein Comeback auf dem Platz geben?

Stahl: Ich weiß, dass man im Fußball niemals nie sagen darf. Dennoch schließe ich es - Stand jetzt - komplett aus. Ich bin nicht mehr aktiv, halte mich nur noch aus persönlichen Gründen fit. Es müsste bei uns schon einiges schieflaufen, damit ich die Fußballschuhe noch einmal anziehe.

DFB.de: Mal ehrlich: Wie sehr kribbelt es bei Ihnen noch in den Beinen?

Stahl: Bei unserem Auftaktsieg in der Liga beim 1. FC Kaiserslautern II hatte ich mich zum ersten Mal nicht so vorbereitet, wie ich es immer gewohnt war. Wenn man fast während seines gesamten Lebens nach jedem Ball gegrätscht hat, dann ist es schon schwer, nicht mehr als Spieler, sondern nur noch als Trainer zu denken und entsprechend zu handeln.

DFB.de: Zurück zum Pokalspiel: Kann die TuS Koblenz für eine Sensation sorgen?

Stahl: An 99 von 100 Tagen kann man dieses Szenario völlig ausschließen. Aber manchmal passieren im Fußball Dinge, die niemand vorhersagen kann. (lacht)

DFB.de: Was müsste denn passieren, um die zweite Runde zu erreichen?

Stahl: Eines vorweg: Wir dürfen zu keinem Zeitpunkt über den möglichen Spielverlauf nachdenken, sondern müssen die Partie einfach nur genießen. Das war jedenfalls stets meine Herangehensweise bei großen Spielen. Immer nur von Zweikampf zu Zweikampf und Lauf zu Lauf denken, alles andere ergibt sich. Es geht nur, wenn der VfL Wolfsburg keinen guten Tag erwischt und wir auf allen Positionen über uns hinauswachsen.

DFB.de: Wie gut gefällt Ihnen das Los grundsätzlich?

Stahl: Ich bin zwar riesengroßer Werder-Bremen-Fan, aber mit der Auslosung absolut zufrieden. Der VfL Wolfsburg war 2009 Deutscher Meister, hat 2015 den DFB-Pokal gewonnen und etliche Nationalspieler im Kader. Dass wir uns mit einem so guten Bundesligisten in einem Pflichtspiel überhaupt messen dürfen, ist doch sensationell.

DFB.de: Wie lauten Ihre persönlichen Ziele und die des Vereins?

Stahl: Der Verein ist bestrebt, mittelfristig wieder in einer höheren Liga zu spielen. Nach dem Abstieg aus der Regionalliga Südwest und einem personellen Umbruch steht zunächst einmal die wirtschaftliche Konsolidierung des Klubs im Mittelpunkt. Kurzfristig wollen wir ein Team aufbauen, das unseren Fans viel Spaß bereitet. Ich habe gerade meine A-Lizenz in der Tasche, will mich in den nächsten Jahren als Trainer weiterentwickeln und möglichst weit nach oben kommen.

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